Im November 2014 hat mich das Trailwalker Team bestehend aus Heinrich, Charlène, Christian und Michael, als Ersatzmann aufgenommenen. Die Vier hatten im Vorjahr den Oxfam Trailwalk in Hong Kong in 26 Stunden und 37 Minuten geschafft.
Ich hatte schon einiges gehört von diesem Lauf, vier Läufer laufen gemeinsam 100km und 4800Hm.
http://www.oxfamtrailwalker.org.hk/opencms.war/opencms/_info_/homepage.jsp?__locale=en
Selbst habe ich schon Erfahrung mit Ausdauersport bei einigen Marathons und zwei lange Triathlons sammeln können.
Aber was sind 100km und 4800Hm in 26 Stunden und 37 Minuten genau?
Deshalb versuche ich einmal die rein technischen Daten herunter zu brechen: Die Strecke von 100km ist 2,5mal eine Marathon Distanz.
Ich laufe einen Marathon in 4 Stunden 30 Minuten; plus einem Ermüdungsfaktor von 33% würde sich daraus eine Zeit von 15 Stunden errechnen. Und bei einer Bergtour rechnet man grob mit 300Hm aufwärts und 500Hm pro Stunde abwärts.
Nach dieser vereinfachten Rechnung sind das dann 16 Stunden bergauf und 9,6 Stunden bergab.
Zusammen ergibt dies eine Zeit von 25 Stunden und 36 Minuten, wobei Pausen und Ermüdung noch nicht berücksichtigt sind.
Damit war mir klar, dass nicht die Länge der Strecke, sondern die zu bewältigenden Höhenmeter die Herausforderung sind.
Zusätzlich weiß ich, dass auch das Essen, die Fähigkeit zur Erholung, die Psyche und die Wetterbedingungen bei einem Ausdauerrennen eine Rolle spielen.
Deshalb habe ich mein Training ein bisschen angepasst.
Ich bin viel Fahrrad gefahren um eine gute Grundlage zu schaffen, bin viel gelaufen um die Sehnen und Bänder zu trainieren.
Ich habe Gymnastik gemacht, um die generelle Beweglichkeit zu verbessern und den Rumpf zu stabilisieren.
Am schönsten fand ich die gemeinsamen Bergtouren, um als Team einen Rhythmus zu finden und die Technik beim schnellen Berglauf zu verbessern.
Den Testlauf, die Isar Loisach Traverse ca. 46km und 3000Hm, die mit einer Zeit von 14 Stunden veranschlagt ist, haben wir in 12 Stunden geschafft.
Christian konnte nicht wie gewollt trainieren und deshalb wurde ich nun festes Mitglied für die Zeitwertung.
Für meine Psyche war das noch einmal ein bisschen mehr Druck, denn das erfahrene Team aus Heinrich, Charlène und Michael wollte eine Zeit von 24:59 Stunden erreichen.
Bei der Anreise war mein Schnupfen auskuriert und ich war gut erholt.
In Hong Kong kam ich mit der Zeitverschiebung gut zurecht und konnte die Nacht vor dem Rennen auch 6 Stunden schlafen. Mit dem Essen habe ich generell wenig Probleme, so dass mein Magen nicht überfordert war.
Um 9:30 Uhr hatte es am Start dann 34,5 Grad Celsius auf meiner Polar Uhr und eine gefühlte Luftfeuchtigkeit von 85%.
Trotzdem gingen die ersten Kilometer locker trabend dahin und die ersten Steigungen bis zum Check Point 1 liefen gut – obwohl mein Puls 30 Schläge höher war als normal. Ich war immer noch im „grünen“ Bereich.
Zwischen Check Point (CP) P1 und CP2 forderten die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit ihren Tribut.
Heinrichs Kreislauf kam mit diesen Bedingungen nicht zurecht.
Die Trainingseinheiten hatten gezeigt, dass alle Teammitglieder in exzellenter konditioneller Verfassung sind, aber auf die Wetterbedingungen konnten wir uns nicht vorbereiten.
Erschwerend kam hinzu, dass der mit Abstand körperlich anspruchsvollste Streckenabschnitt jetzt unmittelbar bevorstand.
Das Einzige was noch wichtiger ist, als zu viert das Ziel zu erreichen, ist die Gesundheit der Läufer. Wer zwischen CP2 und CP3 in gesundheitliche Schwierigkeiten gerät, kann nur mit dem Hubschrauber geborgen werden. Ob dies tatsächlich praktiziert wird, ist uns nicht bekannt.
Heinrich konnte überzeugt werden, den Lauf an dieser Stelle zu beenden und sich ein Taxi zu nehmen.
Zu dieser Zeit hatten wir, die in den ersten 15km gewonnenen 7 Minuten längst mehrfach verloren und ich dachte Zeitweise, dass wir gar nicht mehr ankommen.
Es war ein bedrückender Marsch bis zum Support Point (SP) 1 von ASM.
Telefonisch kam die erlösende Nachricht, dass Heinrich gut im Hotel angekommen war und es ihm wieder besser ging. Allerdings fehlte uns sein Armband, das wir mit einer Abmeldebescheinigung von nun an von Checkpoint zu Checkpoint tragen mussten. Wir hatten den Kollegen zwar bis zur Registrierung begleitet, aber aus Unwissenheit nicht bis zum Abschluss der Prozedur gewartet.
Das fantastische Supportteam von ASM schaffte es dann, den fehlenden Beleg an den ersten Supportpunkt zu bringen.
Mittlerweile sind wir mit Anthony, einem Freewalker, ins Gespräch gekommen. Er war letztes Jahr für ASM gestartet und hatte eine Zeit von 24:05 erreicht. Seine Bitte, sich uns anschließen zu dürfen, konnten und wollten wir nicht abschlagen.
Eine Stunde nach dem wir von SP 1 wieder los liefen wurde es dunkel.
Antony passte gut in unsere Gruppe mit seinem konstanten Pace, seiner ruhigen Art und seiner Ortskunde gab er uns einen richtigen Motivationsschub.
Und so kam es, dass wir mit jedem Kilometer auch immer ein bisschen Zeit gewonnen haben.
Mit der Nacht wurde es nur wenig kühler. Die feuchte Luft kondensierte und schlug sich am Boden nieder. Dadurch wurde es nun auch noch rutschig. An einer Steigung rutschte ein vor uns laufender Teilnehmer aus und zog sich eine tiefe Wadenverletzung zu. Das ermahnte uns zur Vorsicht.
Streckenweise waren wir auch alleine und wir sahen keines der anderen Teams.
Dafür sahen wir Wildschweine, Affen und einmal kreuzte eine Schlange unseren Weg.
An den Check- und den Support Points lief alles wie am Schnürchen.
Registrieren, Wasser auffüllen, Essen, Tee oder Cola trinken, Batterien für die Lampe wechseln und zur Toilette gehen; jeder wusste, wann was zu tun war.
Die endlosen und schmalen Stufen von Needle Hill waren schneller als erwartet vorbei.
Dafür ging es den Tai Mo Shan wieder etwas zäher hinauf und hinunter. Hunger, Kälte und ein Sturm machten uns hier das Laufen schwer. Nach dem letzten Support Punkt herrschte Stille es waren die letzten Stunden Dunkelheit. Nur das rhythmische Klappern der Stöcke war zu hören.
Mit Sehnsucht wurde die Sonne erwartet und das Ziel. Bis jetzt waren wir so schnell, dass eine Zeit unter 24 Stunden als machbar erschien.
Als die Sonne aufging und 15km vor dem Ziel die ersten Berechnungen eine Zeit von unter 24 Stunden als möglich ergaben, wurden noch mal alle Kräfte mobilisiert um die landschaftlich schöne aber läuferisch endlosen Biegungen am Tai Lam Chung Reservoir zu absolvieren.
Dann ging es zügig die letzte Anhöhe hinauf und im Laufschritt die zahllosen „letzten“ Kurven bis zum Ziel hinunter.
Es war kurz vor 9 Uhr, wieder Arme ausstrecken, Nummer scannen und warten bis der Eintrag, dass wir im Ziel sind, registriert wurde.
Die Uhr blieb bei einer Zeit von 23 Stunden und 29 Minuten stehen.
Im Ziel gab es dann ein freudiges Wiedersehen mit Heinrich der, einer alten Tradition folgend, Bier für die Zielfeier importiert hatte.
Stefan, der Rookie von Team 0192
Hi Stefan,
Du kannst stolz auf diese Leistung sein. Spannender Bericht.
Herzlichen Glückwunsch
Barbara
Hallo zusammen,
ich denke ich kann da im Namen aller Lauftreff-Mitglieder sprechen, wenn ich sage, dass Stefan’s Leistung bei den 100 Kilometer und über 4.000 Höhenmeter in Hongkong eine absolute Ausnahmeleistung ist vor der man nur den Hut ziehen kann. Wer beim letzten Stammtisch dabei war, konnte auch seinen Ausführungen zu diesem ganz speziellen Erlebnis aufmerksam lauschen. Ich fand es sehr spannend und muss ehrlich sagen, dass ich mir das nicht zugetraut hätte.
Ich ziehe den Hut vor dir Stefan. Mach weiter so.
Viele Grüße
Danny
Hi Stefan,
nachdem Christel die Blog Adresse weitergeleitet hat auch von uns herzlichen Glueckwunsch zu der ausserordentlichen Leistung. Weiterhin viel Spass und Erfolg beim Ausdauersport wuenschen Dir und Deinen Freunden.
Sila und Reinhold aus Cape Girardeau, MO
Hi Stefan,
toller Bericht und eine klasse Leistung.
Die Faszination steht dir noch immer ins Gesicht geschrieben.
Alles Gute weiterhin wünscht Dir
Sabine
P.S. Und wie ich höre, hast du ja Angelika auch schon recht angespornt!