Meine 1. CHALLENGE in Roth – Susi’s persönliche Erfolgsstory

8 Oktober 2014
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Bedingungslose Disziplin, Körperbeherrschung und eiserner Wille – das sind entscheidende Voraussetzungen um den weltbekannten Langdistanz-Triathlon in Roth erfolgreich zu bestreiten. Susi Reidl (geb. Henke) schildert in diesem eindrucksvollen Erfahrungsbericht wie ihr Weg von der Idee bis zum Zieleinlauf in Roth am 20. Juli 2014 verlaufen ist.

Challenge Roth 20.07.2014

Als ich vor ein paar Jahren wieder einmal außer Gefecht gesetzt war, wegen einer Überlastungsverletzung, hatten Norbert und ich die Idee nach Roth zu fahren und uns mal dieses Spektakel am Solarer Berg anzuschauen. Was soll ich sagen, ich war sofort angesteckt und beschloss, wenn einmal eine Langdistanz, dann in Roth.

2012 bin ich an der Anmeldung gescheitert, im Nachhinein zum Glück, da ich mir im selben Jahr eine weitere Verletzung zuzog.

Im Juli 2013 hat es endlich geklappt, nun sollte die Herausforderung Langdistanz beginnen. Da ich große Bedenken hatte, es wie so oft zu übertreiben, hatte ich beschlossen, mich professionell begleiten zu lassen und wer käme besser in Frage als unser geschätzter Vereinstrainer Rafael.

Ende Dezember 2013 ging die Vorbereitung mit einer Leistungsdiagnostik und der Erkenntnis los, dass mein oberer Pulsbereich schon ganz gut war, nur ganz unten sah es schlecht aus. Deswegen waren meine ersten 12 Wochen die schwierigsten und langweiligsten, denn in meinem Trainingsplan standen einmal die Woche eine Stunde laufen, alle 5 min Wechsel von „unterer GA1“ (bei mir langsames gehen) und „oberer GA1“ (langsames laufen). Besonders beliebt war auch der Lauf nüchtern morgens zwischen drei und vier Uhr. Aber es hat sich gelohnt, nach ca. 6 Wochen konnte ich im unteren GA1 eine Mischung aus schnellem Gehen und Laufen absolvieren. Nach 12 Wochen perfekter Vorbereitung gönnte ich mir zwei Wochen Trainingslager auf der schönen Insel Mallorca, dort fand ich Spitzenbedingungen vor. So kam ich mit fast 1000 Radkilometern, 100 Laufkilometern und über 10 Schwimmkilometern (einmal sogar im Meer) super motiviert zurück. Nun musste ich erstmal regenerieren, gar nicht so einfach nach so viel Training erstmal wieder runterfahren. Die Wochenstunden wurden nun immer mehr 15 -17 Stunden standen auf dem Programm. Eine willkommene Abwechslung waren da die ersten Wettkämpfe. Anfang Juni war mein erster richtiger Testwettkampf eine Mitteldistanz in Ingolstadt stand auf dem Plan. Ich war noch nie so aufgeregt, bei diesem Test sollte ich sehen, ob das Training bislang Erfolgreich war. Die Aufregung war umsonst, ich war 17 Minuten schneller als vor zwei Jahren und im Ziel habe ich mich bis auf meine Blessuren super gefühlt. Jetzt war ich mir sicher, dass ich Roth auch schaffen kann.

Freitag

Es war soweit. Wir fuhren am Freitag nach Roth um die Stimmung miterleben zu können. Es ist Wahnsinn und nicht in Worten zu beschreiben. Bei der Abholung der Startunterlagen, dann der Blick auf diese tausender grüner Athletenbeutel, unfassbar. Das Bierzelt (Wies´ngröße) in dem die Nudelparty stattfand riesig, heiß, voll besetzt und die Nudeln waren aus, super. Später gab es noch Nachschub und jede Menge Alternativen um die Kohlehydratspeicher zu füllen.

Samstag

Die Schwimmstrecke konnte man vorab testen, dafür wurde der Main-Donau-Kanal extra gesperrt, aber nur von 6:30 – 9:00 Uhr, also war nichts mit ausschlafen. Das Testschwimmen war super, danach frühstücken, relaxen und am Nachmittag los zum Bike-Check in. Eigentlich sollte ein alter Hase wie ich wissen was man braucht und wie es geht. Ich wurde eines besseren belehrt, hatte ich doch meinen Rucksack in dem ich alle Utensilien die ich in der Wechselzone brauche in der Pension gelassen und nur die Taschen vom Veranstalter verwendet. Natürlich hatte ich im Rucksack etwas vergessen. Die Gummis zum Befestigen der Radschuhe am Rad (ok mache ich das am nächsten Morgen vor dem Start) sowie das Aufpumpen der Reifen. Das Fehlen von Startnummern am Radständer hat mich dann völlig überfordert, man konnte sein Rad abstellen wo man wollte, nur der jeweilige Ständer wurde vorgegeben. Dieses System kannte ich nicht und auf der Seite, auf welcher ich taktischer Weise mein Rad abstellen wollte war alles schon voll, aber zum Glück hat man nette Mitstreiter, wie den Stefan, der meinte auf der anderen Seite ist es genauso gut, wenn nicht sogar besser. Es war noch fast alles frei auf dieser Seite. So war mein Rad nun das Zweite und von vorne nicht zu übersehen. Nun noch Wettkampfbesprechung und ab ins Bett.

Sonntag

Blick auf den Kanal - 1. Abschnitt - 2,8 km im Schwimmen

Blick auf den Kanal – 1. Abschnitt – 2,8 km im Schwimmen

Ab ins Wasser – 1. Abschnitt – 2,8 Kilometer schwimmen

Um 3:30 Uhr begann mein Tag. Super geschlafen, nur leicht aufgeregt ging es zum Frühstück. Um 4:30 Uhr fuhren wir nach Hilpoltstein zum Schwimmstart, drei Kilometer vor dem Parkplatz schon stockender Verkehr, oh Gott, so viele Menschen. 15 Minuten Fußmarsch vom Parkplatz zum Schwimmstart. An der Wechselzone angekommen plötzlich meine Erkenntnis: mein zweiter Beutel mit Neo und den Radflaschen ist noch im Auto. Nun doch aufgeregt (Norbert ging los und holte ihn) während ich die Luft in den Reifen überprüfe und nochmals mir die Laufwege einpräge. Zur Beruhigung. Die Stimmung ist gespenstisch ruhig, klassische Musik kommt aus den Lautsprechern. Auf einmal treffe ich Christine, es ist schön, jemand bekannten am Start zu haben. Ich verabschiede mich von Norbert und gehe mit Christine Richtung Start. Dann geht alles ganz schnell. Als wir ins Wasser gehen stehen tausende Zuschauer auf der Brücke und den Ufern. Ich bekomme Pipi in den Augen. Jetzt bloß nicht heulen, gleich geht’s los.

Böllerschuss und schon tobt der Kampf im Wasser. Ich halte mich zurück und versuche keinen Tritt abzubekommen. Nach ein paar Metern suche ich am Rand einen Platz um mein Tempo zu schwimmen, bis zur ersten Wende alles läuft gut. Weiter so. Schon kommt die zweite Wende und ich kann das Ziel schon sehen. Raus aus dem Wasser, ein kurzer Blick auf die Uhr 1:18. Der zweite Adrenalinschub an diesem Tag. Ich war schneller als gedacht.

So weiter. Zweiten Gang mit den roten Beuteln entlang laufen, Beutel 1004 aufnehmen, ab ins Wechselzelt. Fast ganz durchlaufen, schnell Neo aus. Schon kommt ein netter Helfer, steckt diesen in meinen blauen Beutel, Brille und Badekappe dazu, fertig.

Die Radstrecke – 2. Abschnitt – 180 Kilometer

Susi auf dem Rad - 2- Abschnitt - 180 km sind zu absolvieren

Susi auf dem Rad – 2- Abschnitt – 180 km sind zu absolvieren

Nun weiter schnell zum Rad, bis zum eingeprägtem Gang, nach links bis zum Radständer mit meinem Rad, super, auf Anhieb gefunden. Brille und Helm auf, zumachen, Startnummernband hin, mit dem Rad in der Hand wieder loslaufen. An der Markierung aufsteigen und los zur zweiten Disziplin. Das läuft von Anfang an wie am Schnürchen, na klar, auch meine Lieblingsdisziplin. Die Strecke ist genau nach meinem Geschmack, wellig und wieder viele Zuschauer, ich überhole viele Frauen, irgendwann denke ich bei mir so, auf der zweiten Runde musst du langsamer fahren sonst reicht mir am Schluss die Kraft nicht. Egal, nur zur nächsten Verpflegungsstation, um dort mit Wasser von außen und innen kühlen. Dann kommt der Kalvarienberg, alles ganz locker. Bei der Abfahrt war ich fast zu schnell (dachte, warum bremst der Mann vor mir) gut das ich es ihm gleich getan habe. Mit mehr Konzentration und weniger Tempo auf zum nächsten Highlight, dem Solarer Berg. Wobei ich ihn nicht als Berg bezeichnen würde. Schon vor dem eigentlichen Berg diese Menschenmassen, unfassbar. Auf der zweiten Runde bewusst Tempo rausgenommen. Zum Ende der 180 Radkilometer habe ich meine Oberschenkel gespürt, nun freute ich mich auf das Laufen. Nach 5:47 Stunden blieb die Uhr für das Radfahren stehen, wieder schneller als gedacht.

Der Marathon – 3. Abschnitt – 42,195 Kilometer

Susi auf der Marathondistanz - 3. Abschnitt - 42,195 km sind zu laufen

Susi auf der Marathondistanz – 3. Abschnitt – 42,195 km sind zu laufen

Vom Rad runter, die Erkenntnis was ist mit meinen Füssen los? Ein kurzer Blick nach unten, meine Beine sehen gut aus, sie fühlen sich nur an wie tote Klumpen. Ins Wechselzelt, Socken und Laufschuhe an, mit Unterstützung der Helfer war das schnell erledigt, nur die Frage ob ich Sonnencreme möchte überforderte mich, aber mir wurden trotzdem die Schultern eingecremt, was für ein toller Service. Auf den ersten Metern schon merkte ich, dass das Laufen nun doch nicht so toll werden würde wie ich mir noch auf dem Rad dachte. Mein Magen fühlte sich an als würden sich darin riesige Steine befinden, bei Druck auf diesen schmerze es sehr, da ich davon Seitenstechen bekam ging ich erstmal. Ich blieb trotzdem locker, hatte ich es doch bis hierhin schon geschafft. Immer wieder versuchte ich zu laufen, aber das Seitenstechen zwang mich immer wieder zu Gehpausen. Bei jeder Versorgungsstation nahm ich Wasser, Iso und auch Salz. Je mehr Salz ich aufnahm desto besser wurde mein Magen, nach ca. 5 Kilometern konnte ich wieder ohne Pause laufen, nicht so schnell wie gewollt, denn dann meldete sich das Seitenstechen wieder. Mir hatte sich eine Athletin angeschlossen, die ich schon auf der Radstrecke immer wieder sah, auch sie hatte Magenprobleme. Nach dem Motto geteiltes Leid ist halbes Leid, nahmen wir nun gemeinsam die letzte Disziplin in Angriff. Wir ließen keine Versorgungsstation aus und gingen danach immer ein paar Meter. Kilometer 32, nur noch 10km, leider hat sich meine Begleitung in den Wald mit Magenproblemen verabschiedet, nun heißt es alleine weiterkämpfen. Die Kilometer ziehen nun immer langsamer weiter, von hinten kommt nun ein Italiener, der sich mit mir unterhält, ich denke mir nur lass mich in Ruhe und lauf weiter, doch er meint ich hätte ihn soweit mitgezogen und nun können wir es bis ins Ziel zusammen schaffen, na toll. Nur noch 5 Kilometer die einem plötzlich unendlich vorkommen. Nur noch das Ziel und eine weiter Überraschung lassen mich weiter laufen. Plötzlich eine Kurve und dann ist er da der Zielkanal mit rotem Teppich und Gittern an beiden Seiten. Mein Herz schlägt bis zum Hals, ich kann es gar nicht glauben, dass ich es tatsächlich geschafft habe. Rein in das Stadion nun beginnt die Suche nach meinem noch Lebensgefährten Norbert, kann den Jubel der Zuschauer gar nicht genießen, da ich ihn nicht sehen kann. Durch das Zieltor, die Arme hoch und die Suche geht weiter, da steht er oben auf der Tribüne und ist überglücklich mich zusehen. Auf dem Weg zur Tribüne bekomme ich noch meine Finishermedaille umgehängt, aber die ist im Moment Nebensache für mich. Aus der kleinen Rückentasche meines Einteilers hole ich unsere Ringe hervor, gehe auf die Knie und mache Norbert einen Heiratsantrag, den er völlig überrascht annimmt. Wir strahlen um die Wette. Laut meiner Begleitung habe ich im Ziel nicht 20 Jahre älter ausgesehen und fühlte mich auch nicht so. Nächstes Jahr vermutlich die nächste Langdistanz, Roth hat bei den ersten zwei Möglichkeiten zur Anmeldung leider nicht geklappt.

2 responses on “Meine 1. CHALLENGE in Roth – Susi’s persönliche Erfolgsstory

  1. Anja sagt:

    Super gemacht Susi, du kannst stoz auf dich sein!
    Es ist schon beeindruckend wie viel Training und vorallem auch Disziplin dahinter steckt.

  2. Lauftreff sagt:

    Hallo Susi, ich kann mich Anja nur anschließen. Bewundernswert was du dort geleistet hast. Ich weiß nicht, ob ich das selbst jemals schaffen würde. Das klingt einfach zu utopisch für mich diese 3 Disziplinen mit diesen Distanzen in einem Stück zu bewältigen. Ich ziehe noch immer meinen Hut vor dir – und natürlich auch vor Stefan, der an diesem Tag ebenfalls erfolgreich war.

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