Ein Bericht von Thomas Geißler, Mitglied des Lauftreff SC Unterpfaffenhofen-Germering e.V.
Nachdem der SCUG-Lauftreff den Löwenanteil der Streckenposten bei diesem Event stellt, entschloss ich mich dazu diesen Bericht zu schreiben um die Eindrücke und Anekdoten rund um diesen Lauf zu teilen. Dabei soll es nicht nur um den Lauf selbst gehen, sondern vor allem um das Drumherum. Denn diesen Teil dürften wohl die wenigsten so mitbekommen haben.
Die Idee an diesem Lauf teilzunehmen, entstand bereits im Frühjahr. Eine laufbegeisterte Bekannte von mir und ich, beschlossen im laufe des Jahres miteinander einen Halbmarathon zu laufen. Nachdem sie kein Auto besitzt, sollte es ein Event vor der „Haustür“ sein.
Der Stadtlauf war zu kurzfristig, also blieb nur noch der München Marathon.
Nach dem Entschluss folgte die Anmeldung. Das ganze funktioniert per Online-Anmeldung relativ problemlos. Man muss allerdings seine Bankverbindung hinterlegen um die üppigen Startgebühren vom Konto abbuchen zu lassen.
Mit fast € 60 gehört dieser Lauf nicht gerade zu den günstigeren Events. Allerdings werden ja davon auch die Streckenposten bezahlt und so kommt auch dieses Geld einem guten Zweck zugute. Wer lauft zahlt – wer steht kassiert 😉
Kaum ist die Anmeldung gelaufen, erhält man seine Bestätigung per eMail. Von da an bekommt man in regelmäßigen Abständen E-Mail’s vom Veranstalter. Das Wort „Spam“ kommt einen dabei durchaus öfters in den Sinn.
Schliesslich ist das Marathonwochenende da und alles was jetzt noch davor zu tun ist, ist seine Startunterlagen abzuholen. Natürlich wird man auch darüber per E-Mail informiert. Es werden sogar Tipps gegeben, wann man am besten dort sein sollte und wo man am besten parkt.
Nur: wer weiß eigentlich, dass Münchens wohl größter Flohmarkt am Olympiagelände genau an diesem Samstag stattfindet? Ich nicht und wohl ziemlich viele Andere auch nicht. So begann ein Wettkampf bereits vor dem Wettkampf, diesmal um die wenig verbliebenen Parkplätze rund ums Olympiagelände.
Nach erfolgreicher Autoveräumaktion und unfreiwilliger Teilnahme am Volkswandertag, kommt man also zur Startnummernvergabe. Zeitgleich ist da auch eine völlig überlaufene Marathonmesse und der Gedanke mangelnder Koordination verstärkt sich etwas.
Das Gefühl der fehlenden Koordination wird aber noch um einiges schlimmer.
Am Tag des Wettkampfes hat man ja automatisch so eine gewisse Aufregung. Beim einen ist es Vorfreude, beim Anderen pure Nervosität. Beiden Typen durfte es aber recht sein, wenn man Tipps und Tricks bekommt die einem im Vorfeld einige Überlegungen abnimmt.
So bekommt man mit den Startunterlagen und selbstverständlich auch per E-Mail, die Mitteilung wann man wann wo sein sollte und wie man dahin kommt. Natürlich bekommt man auch den Hinweis, dass man den MVV an diesem Tag mit seiner Startnummer unentgeltlich benutzen kann. Toller Service eigentlich. Eigentlich!
Man bekommt zwar die U-Bahnlinie genannt, aber NICHT, dass diese Linie an einem Sonntag nicht von Überall los fährt. So raufte sich eine Gruppe Läufer zusammen um eine Alternative zu erschließen. Nach diesem Chaos gelangten wir dennoch zum Start. Die U-Bahn war dann jedoch so überfüllt, dass ich schon mutmaßte, es handele sich um ein vom Veranstalter beabsichtigtes Aufwärmprogramm.
Der Veranstalter gab die Empfehlung heraus, bereits eine Stunde vor dem Start im Startblock zu sein. Dessen Sinn hat sich für mich bis heute nicht erschlossen. Man steht sich eine geschlagene Stunde die Beine in den Bauch,. Jene Beine die man anschließend zum bewältigen der Strecke benötigt.
Um 14:10 Uhr erfolgte endlich der Start. Der Veranstalter informierte bereits im Vorfeld voller Stolz, natürlich per E-Mail, dass es zu einem Teilnehmerrekord gekommen ist. Des einen Freud, des anderen Leid. Das Startfeld war dermassen überfüllt wie die Wies’n am Wochenende bei schönem Wetter. Und das ganze verläuft sich auf den ersten Kilometern auch kaum.
Der Start erfolgt in der Nähe vom Effnerplatz und geht von da über Berg am Leim und Leuchtenbergring zum Ostbahnhof. Bereits diese Entfernung war für manche Teilnehmer zu viel. Ich habe noch nie auf den ersten drei Kilometer so viele Aufgaben erlebt wie bei diesem Lauf. Nachdem ich selbst mich in letzter Zeit nicht sonderlich fit fühlte trotz Trainings, versuchte ich mir mein Rennen von Anfang an so gut wie möglich einzuteilen. Dies gelang mir überraschend gut und ich wunderte mich wie schnell die Kilometerschilder an mir „vorbeiflogen“.
Die Streckenführung kann man bis zum Deutschen Museum als öde und einsam bezeichnen. Es sind nur Läufer vor und hinter einem aber die Strassen wirken ansonsten wie ausgestorben. Als unangenehm erwiesen sich die Verpflegungsstellen. Die bemühten Posten waren dem Ansturm nicht so richtig gewachsen und so watete man durch zum Teils noch gefüllten Pappbechern und Riesenpfützen aus Wasser und Isodrinkresten. Weiterhin habe ich noch nie so viele Läufer erlebt, die einem mit Getränk in der Hand in den Laufweg gegangen sind oder unvermittelt vor einem stehen blieben.
Vom Deutschen Museum aus ging es dann zu dem, für mich, Highlight der Strecke: in die Innenstadt. Die Strecke bis zum Viktualienmarkt und Sendlinger Tor war schon recht ansprechend und motivierend, aber der Marienplatz stellte alles in den Schatten. Man lief in einem leichten Bogen vor dem Rathaus in Richtung Odeonsplatz. Durch die Absperrung und die vielen Leute war das eine Gänsehaut erzeugende Erfahrung. Dieses Hoch hielt an bis zum Altstadtviertel, wo ich schließlich auf die Leute vom SCUG traf.
Da fühlte ich mich als „Rot-Runner“ richtig wohl. Anschließend führte der Lauf weiter in Richtung Münchner Freiheit und von da ab in Richtung Olympiagelände.
Ab der Giselastraße merkte ich, wie mich langsam die Kraft verließ. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits ca. 18 km in den Knochen. Aber mein Anspruch an diesem Tag war, dass ganze bis zum Ende durchzulaufen OHNE Gehpause noch nicht mal an den Verpflegungsstellen. Also Zähne zusammen beissen und weiter. Nachdem Schwabing hinter- und das Olympiastadion vor einem lag, wirkte sich das auch auf die Motivation aus und die Beine fühlten sich drei Gramm leichter an.
Endlich im Olympiagelände angekommen steht ja eigentlich nur noch der alles befreiende Einlauf ins Stadion an. Aber man glaubt nicht, wie lange sich 1,5 km ziehen können. So schnell wie vorher die Kilometertafeln vorbeiflogen, so lange kam mir jetzt jeder einzelne Meter vor. Endlich kam der lang ersehnte Eingang ins Stadion. Jetzt noch mal alle Kräfte zusammengekratzt und den 400m Spurt im Stadion ins Ziel.
Danach fiel alles ab und ich fühlte mich den Umständen entsprechend gut. Auch wenn ich das „Infield“ als enttäuschend empfand. Kunstrasen auf Betonboden, das hatte ich anders in Erinnerung.
Der München Marathon ist eine Veranstaltung mit Licht und Schatten. Die teils oberflächliche und lückenhafte Organisation ist einer der grössten Minuspunkte.
Die Strecke vom Start bis zum Deutschen Museum eher öde und ereignislos. Die Stimmung und das Gefühl in der Innenstadt reissen allerdings vieles wieder heraus. Ob ich den Lauf allerdings nochmal machen würde, kann ich momentan nicht sagen.
Ich werde mit Sicherheit wieder Halbmarathon laufen und wenn es unbedingt in München sein soll, werde ich wieder den Stadtlauf von SportScheck machen. Dieser ist meiner Meinung nach besser organisiert.